ETF: wann Kauf und Verkauf nicht funktionieren

ETF bieten Privatanlegern einen einfachen Zugang zu diversifizieren Portfolios: die Kosten sind gering, die Liquidität hoch – beim Handel über die Börse ist der Markt in der Regel breit genug, um auch größere Stückzahlen reibungslos zu verarbeiten. Doch es gibt Ausnahmen: bei starken Kursrückgängen und im Crash kann die Liquidität drastisch sinken. ETF: wann Kauf und Verkauf nicht funktionieren.

30. März 2025

ETF: wann Kauf und Verkauf nicht funktionieren

Denn die scheinbar ständig hohe Liquidität von ETF ist abhängig von den sogenannten Authorized Participants (APs). Diese professionellen Marktteilnehmer spielen die entscheidende Rolle für den reibungslosen Handel von ETF.

Authorized Participants (APs) stellen durch den Creation/Redemption-Prozess Liquidität erst her

APs sind institutionelle, vom ETF-Anbieter autorisierte Investoren, die am sogenannten Creation/Redemption-Prozess teilnehmen. Dieser Prozess ist der Schlüssel zur Liquidität eines ETF. Er erlaubt APs, ETF-Anteile direkt beim Emittenten zu kaufen (Creation) oder zu verkaufen (Redemption). Anders als der ETF-Handel von Privatanlegern geschieht das außerhalb der Börsen. APs tauschen dabei die im ETF abgebildeten Basiswerte gegen ETF-Anteile und umgekehrt.

APs profitieren dabei von Arbitragemöglichkeiten: Wenn der ETF-Kurs vom Nettoinventarwert (NAV) abweicht, nutzen APs das aus – ist der ETF-Kurs unter dem NAV, kaufen sie Basiswerte, geben diese an den Emittenten und erhalten im Gegenzug ETF-Anteile, die sie dann mit Gewinn am Markt verkaufen – und umgekehrt. Grundsätzlich sorgt dieser Prozess dafür, dass der Kurs des ETF jederzeit im Wesentlichen dem NAV entspricht.

APs sind nicht verpflichtet, den Creation/Redemption-Prozess aufrecht zu erhalten

Allerdings sind APs nicht verpflichtet, diesen Creation/Redemption-Prozess aufrecht zu erhalten. APs handeln nur – und das unterscheidet den Prozess von einem mit dem ETF-Anbieter vereinbarten Service gegen Gebühr – wenn Arbitragegewinne möglich und ausreichend sicher sind. 

Unter gewissen Umständen ist das aber nicht der Fall: bei hohen Transaktionskosten, geringer Markttiefe der Einzeltitel und/oder starken Kursschwankungen – also insgesamt: im Crash – wird Arbitrage für APs zu riskant – und die Liquidität von ETF erheblich beeinträchtigt. Kauf und Verkauf sind für Privatanleger dann nur noch mit größeren Spreads und in geringeren Stückzahlen möglich – oder gar nicht mehr.

ETF: wann Kauf und Verkauf nicht funktionieren

Obwohl APs im Grunde also ein starkes Interesse an der Aufrechterhaltung der Liquidität haben, gibt es Situationen, in denen sie nicht handeln können oder wollen. Die Autorin hat das selbst erlebt: Im März 2020 – dem Höhepunkt der Corona-Verwerfungen an den Kapitalmärkten – konnte sie Anteile an einem ETF auf den S&P 500 nur über Teilausführungen kaufen – ein Zeichen für geringe Liquidität.

Die suggeriert ständig hohe Liquidität und damit reibungslose Handelbarkeit von ETF-Anteilen ist also keineswegs jederzeit verlässlich. In extremen Marktsituationen, einem Crash, funktionieren Kauf und Verkauf unter Umständen nicht wie gewünscht.

cbe